Nachdem man bei der Analyse der auf unglaublich hohem Leistungsniveau absolvierten ersten 12 Etappen der TdF (Tour de France) eigentlich davon ausgehen muss, das die Rennfahrer allmählich ermüdet sind, liefern diese auf der 13. Etappe eine Antwort ab die abermals Erstaunen hervorruft. Die Etappe über 165km, mit 1884hm, wird in einem Turbo Stundenmittel von 48,821km/h absolviert [1]. Selbst altgediente Haudegen wie Team DSM-Firmenich Roadkapitän John Degenkolb artikuliert diese abnorme Besonderheit im Zielinterview: „Wir hatten heute einen 48er-Schnitt und ich hatte über 300 Watt im Schnitt – das war kein Tag zum locker werden für die Berge [2]“. 300W im Peloton im Windschatten über mehrere Stunden, dies zeigt welch unfassbar hohe Leistungsdichte inzwischen im modernen Radsport Standard geworden ist. Eigentlich braucht man angesichts des Datentrackings und der damit offenbarten physikalischen und dazu korrelierenden leistungsphysiologischen Kennwerte keine Dopingkontrollen mehr. Dem Veranstalter muss ja bewusst sein, wie er mit der freimütigen Offenlegung der fragwürdigen Messwerte geradezu eine fachliche Diskussion um die Zweifel an der Erbringung dieser Parameter auf natürlicher Basis provoziert. Andrerseits, hat man das breite Publikum erstmal an die unreflektierte Konsumierung der Schautafeln konditioniert, lebt es sich völlig ungeniert. Kritische Datenanalysen in den stundenlangen TV Reportagen sucht man vergebens, stattdessen werden ausführlich die touristischen Sehenswürdigkeiten am Streckenrand kommentiert.
Einen weiteren interessanten Aspekt des Radsports als Mannschaftssportart liefert die Dokumentation des Tourfunks (Radio Tour). Dabei wird festgehalten wie teamübergreifende Allianzen von den Directeur sportifs (Sportdirektoren) per Funk aus der Materialwagenkolonne an das Peloton weitergegeben wird. Im konkreten Fall das Zurückholen der Fluchtgruppe um Adam Yates (Team UAE), der in den Gesamtwertungsambitionen für die Teams Ineos, Soudal-Quick Step und Visma eine Bedrohung des Verlustes der vorderen GC Platzierungen bedeutet hätte.
Etwas unverständlich das diese Kollaborationen nicht von den Top GC Teams in den Bergetappen genutzt wurde. Das dezimierte Team RBH (Red Bull-Bora- Hans Grohe) und die Equipe FDJ, welche trotz Staraufgebot in der ersten Tourhälfte keinerlei Resultate liefern konnte, wären ob der Prominenz und immer noch kurzfristigen Möglichkeit der Mobilisation ihrer außergewöhnlichen Leistungsfähigkeit (also bspw. eines Hindley, Martinez, Gaudu, Gregoire, Küng oder Madouas) sicher in der Lage gewesen für den Visma oder Quick Step GC Kapitän wertvolle Unterstützung im Kampf gegen UAE zu liefern. In der Vergangenheit wurde dies des Öfteren praktiziert, die Motivation dazu durch entsprechende Finanztransaktionen an das dienende Fremdteam katalysiert. Erstaunlich das solche Zusammenarbeit aktuell im Peloton offensichtlich nicht mehr stattfindet.